› Mit Mona ins Watt – wenigsten einmal im Jahr …

Dieses Jahr hat es endlich wieder geklappt. Wir sind nach Sahlenburg an den Hundestrand gefahren. Mona liebt das Watt. Wenn wir in Sahlenburg aus dem Auto steigen, habe ich das Gefühl, dass Mona genau weiß, wo wir sind, und voller Vorfreude ist. Vielleicht überträgt sich auch einfach meine Erwartungshaltung auf sie. Ich freue mich immer so, sie zu erleben, wie sie im Watt tobt und durch Pfützen und Priele butschert.

Die Watt-Landschaft ist in meinen Augen faszinierend und einzigartig. Es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre, bedingt durch den Weitblick, die besondere Luft und die Akustik, die im Watt ganz anders klingt. In die unendliche Weite zu laufen, finde ich großartig –  je weiter man sich vom Strand entfernt, desto weniger Menschen sind um einen herum. Gegen das Sonnenlicht sieht man in weiter Ferne schwarze Silhouetten von Menschen und Hunden und hört von Weitem das Gemurmel der Menschen. Die Sonnenstrahlen glitzern in den Wasserflächen.

Schon auf dem Weg vom Parkplatz durch den Wernerwald zum Strand ist Mona munter am Schnuppern. Die letzten Meter bis zum Hundestrand hat sie es dann besonders eilig. 

Schuhe aus, Mona ableinen und dann geht’s ab ins Watt in Richtung Horizont. Es ist schön zu sehen, dass Mona noch Spaß am Laufen hat. Der Rückruf mit der Hundepfeife funktioniert noch  und das Belohnungskatzenfutter ist noch immer der Hit für Mona. Mir fällt aber schon auf, wie bei allen meinen Touren mit ihr in letzter Zeit, dass sie insgesamt näher bei mir bleibt und nicht mehr so weit voraus läuft.

So laufen wir bei strahlendem Sonnenschein durchs Watt und alles ist soweit ganz herrlich. Da kommt “Bolle”. Ich habe den dicken Rüden einfach mal so genannt, weil er für mich so aussah wie ein Bolle – vermutlich ein Labrador o. Ä., einer von der kräftigen Sorte mit großem Kopf. Er scheint auch schon älter zu sein und humpelt ein wenig. Das hält ihn aber nicht davon ab, zu Mona zu galoppieren und sie anzumachen. Mona steht da gar nicht drauf und versucht, ihn loszuwerden. Aber Bolle bleibt hartnäckig an Mona dran.

Ich höre, wie jemand nach Bolle ruft und blicke zurück. Da sehe ich in einiger Entfernung einen Mann, den ich folgendermaßen beschreiben würde: etwas kräftiger mit großem Kopf, schon älter, das Laufen fällt ihm schwer. Da kommt mir wieder das allgemeine Statement in den Sinn, dass Hund und Hundehalter sich meistens irgendwie ähnlich sind. Ich frage mich dann immer, wo die Gemeinsamkeit bei Mona, einer dunkelhaarigen Griechin, und mir, einer blonden Norddeutschen, liegt.

“Bolle, komm her, Bolle”, brüllt sein Herrchen und stolpert dabei durchs Watt. Bolle interessiert sich nicht für die Rufe, vielleicht kann er auch nicht mehr so gut hören. Er versucht weiterhin, Mona zu bezirzen, aber die steht einfach nicht auf ihn und zeigt ihm ihre langen strahlendweißen Zähne. Kurzfristig ist Bolle beeindruckt. Er galoppiert weiter ins Watt zu einer Gruppe Menschen mit zwei Hunden. Ein kurzes Spiel beginnt, dann galoppiert Bolle wieder zu Mona. Wir sind inzwischen ein ganzes Stückchen weiter ins Watt gelaufen und haben Bolles Herrchen hinter uns gelassen. Herrchen ruft und ruft: “Bolleeeeee!” Ich erkläre dem stark schnaufenden Bolle – ist halt doch anstrengend so’n Watt-Galopp, dass er zurück zu seinem Herrchen laufen soll. Aber er versteht mich nicht und folgt uns weiter ins Watt.

Langsam mache ich mir Gedanken: Zum einen bin ich genervt, dass Mona und ich selbst in den Weiten des Watts mit unendlich viel Platz nicht unsere Ruhe haben können, sondern ein aufdringlicher Bolle um uns rumwuselt, von dem Mona sich sichtlich belästigt fühlt. Das Watt ist wirklich ein Paradies für Hunde: Hier können Sie mal so richtig toben und laufen ohne Begrenzung. Auch wenn sie sich etwas weiter entfernen, hat der Hundehalter sie noch gut im Blick. Ich kann es nur jedem empfehlen, mit seinem Hund ins Watt zu laufen.

Zum anderen mache ich mir Sorgen um Bolle. Wenn der Hund überhaupt nicht abrufbar ist, sollte man sich gut überlegen, ob man ihn einfach so laufen lässt. Zumindest sollte man selbst fit genug sein, auch mal hinterherzulaufen, wenn sich der Kollege sonst nicht einfangen lässt. Dabei geht es mir nicht in erster Linie um die Belästigung anderer Hunde und deren Besitzer, als vielmehr darum, dass ich Angst hätte, dass mein Hund im Watt verloren geht, vielleicht irgendwann die Orientierung verliert. Bolles Herrchen war so schlecht zu Fuß, dass Bolle selbst mit seinem Humpel-Galopp schnell einen großen Abstand geschaffen hat. Außerdem machte der vollschlanke Bolle keinen fitten Eindruck. Ich kann mir vorstellen, dass der sich in seiner Begeisterung sehr überanstrengt. Auch darauf sollte der Hundebesitzer ein Auge haben.

Am Ende ist Bolles Geschichte soweit gut ausgegangen. Er hat wieder Leute mit interessanten Hunden entdeckt, die auf dem Rückweg aus dem Watt waren. Mit denen ist er dann in die Richtung seines Herrchens gelaufen. Die Leute haben Bolle schließlich eingefangen und an Herrchen übergeben. Ich gehe davon aus, dass die beiden dann zurück zum Strand gegangen sind.

Mona und ich sind jedenfalls weitergelaufen. Ich wollte mit ihr unbedingt den großen Priel erreichen, in der Hoffnung, dass ich sie vielleicht zum Schwimmen animieren kann. Beim Laufen merke ich plötzlich, dass Mona gar nicht mehr hinter mir geht. Ich drehe mich um und sehe sie in einiger Entfernung in einer Pfütze stehen. Abwechselnd angelt sie mit der Pfote darin oder hält ihre Nase an die Wasseroberfläche, zieht die dann aber schnell wieder zurück. Sie hat sich mit einem Krebs angelegt! Ich sehe, wie die Zangen immer wieder aus der Pfütze ragen und nach Monas Nase schnappen. Mona lässt sich davon nicht abschrecken. Das sieht unheimlich witzig aus! Aber ich habe doch ein bisschen Angst um Monas Nase, denn der Krebs ist anscheinend sehr wehrhaft und sie provoziert ihn immer wieder. Ich rufe Mona. Es fällt ihr schwer, sich loszureißen. Dann kommt sie angeflitzt und es geht weiter.

Schließlich am Priel angekommen, muss ich feststellen, dass dieser sehr breit ist und an den Seiten relativ flach. Mona und ich sind recht früh losgegangen und daher ist das Wasser noch nicht so weit abgelaufen. Wir waten gemeinsam durch das Wasser, aber es will einfach nicht tiefer werden, jedenfalls nicht tief genug, damit Mona schwimmen müsste. Irgendwann geben wir auf und machen uns auf den Rückweg.

Mein Fazit: Es war wunderschön im Watt. Das sollte man wirklich öfter machen. Ich nehme mir wieder vor, dass ich nächstes Jahr häufiger mit Mona nach Sahlenburg fahre. So aufwendig ist das gar nicht und es lohnt sich auf jeden Fall. Mona war sehr lebendig und, ich glaube, glücklich!

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